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Berlin Capitals: Das Lizenztheater ist vorbei

FREITAG, 05. OKTOBER 2001

Dem Spektakel bei den Berlin Capitals hatte es das deutsche Eishockey im Wesentlichen zu „verdanken“, dass mitten im Sommer etliche Schlagzeilen über diese Sportart produziert wurden. Keine schöne Sache, denn nach der so erfreulich verlaufenen Weltmeisterschaft im eigenen Land hatte die DEL eigentlich mal so richtig durchstarten wollen. So aber ärgerten die ständigen Wasserstandsmeldungen von der Spree – mal waren sie drin in der Liga, dann wieder draußen vor der Tür, und erst wenige Tage vor dem Start am 7. September gab es dann doch noch grünes Licht für die Caps, die in allerletzter Minute die gewünschten 10 Millionen Mark vorweisen konnten.


Doch die Folgen der wochenlangen Hängepartie wurden jetzt offenbar, denn der Klub aus dem Westen der Hauptstadt hatte zwar eine Geschäftsführung, mit Gunnar Leidborg einen neuen Trainer und dessen Landsmann Olle Öst einen ebenfalls frisch verpflichteten Sportdirektor – nur keine richtige Mannschaft. Das publik gewordene Schuldenpaket von über 20 Mio. DM hatte selbstverständlich zur Folge gehabt, dass Profis einen weiten Bogen um die Deutschlandhalle gemacht hatten.


Apropos Spielstätte. Jahrelang hatte man in Berlin über die marode Halle unter dem Funkturm geklagt, immer und immer wieder hatte man versucht, diesen unhaltbaren Zustand zu beenden, doch als es endlich so weit war, da drohte das völlige Aus fürs Eishockey bei und mit den Caps. Die Eishalle in der Jafféstraße – längst ist sie eine Beute von Baggern und Abrissbirnen geworden, denn der Berliner Senat hatte endlich 9,8 Millionen für den Umbau der seit geraumer Zeit stillgelegten Deutschlandhalle (speziell allen Radsport- und Boxfans aus glorreichen Zeiten ein Begriff) herausgerückt.


Zwar soll rund vier Fünftel der zeitlichen Kapazität für den Breitensport reserviert bleiben, dennoch haben die Eishockeyprofis schließlich doch noch eine schöne, neue Heimat gefunden. Klar, die Berliner Messe brauchte das Gelände der alten Halle und hat deshalb maßgeblich zum Projekt „Neue Deutschlandhalle“ beigetragen. 8.000 Zuschauer gehen rein in die schmucke Arena, und da stellt sich schon die Frage, ob man in Berlin überhaupt noch eine riesige Multifunktionshalle benötigt.


Füllen werden die Capitals ihre neue Spielstätte vielleicht erst beim Lokalderby gegen die Eisbären, zumal der Klub wegen des Lizenztheaters von der DEL mit einem Punktabzug von sechs Zählern (sowie einer Geldstrafe von 100.000 DM) belegt wurde und sich deshalb auf den Tabellenkeller einrichten musste. Aber beachtlich ist wirklich, wie rasch die Verantwortlichen fast von einem Tag auf den anderen eine neue Mannschaft aus dem Boden stampften. Ohne die übliche harte Vorbereitungsarbeit mussten die Caps an den ersten beiden Wochenenden noch einiges einstecken, doch zuletzt entwickelte das Team schon eine erstaunliche Stärke. Trotz des Sechs-Punkte-Handikaps konnte man die „Rote Laterne“ abgeben – die Berliner werden von niemand mehr unterschätzt. Da sind der glänzende Keeper Andrej Mezin, die Verteidiger Gordon Hynes und Greg Andrusak (und ganz neu Corey Foster) sowie die Stürmer Alexander Tscherbajew, Yvon Corriveau und auch wieder der nach einjähriger Verletzungspause gesundete Regisseur Pavel Gross. „An ihm werden wir noch viel Freude haben“, setzt Gunnar Leidborg auf den Routinier, der sich am Ende der vergangenen Saison sogar als Coach der Caps betätigt hat.

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