Wir haben uns mit unserem neuen Cheftrainer Kari Jalonen zusammengesetzt und in einem kurzweiligen Gespräch eine Menge über ihn und seine Arbeitsweise erfahren – u.a., was ihn in seinem täglichen Tun immer wieder antreibt, worauf er auf und auch neben dem Eis Wert legt und natürlich, wie sein erster Eindruck von den Haien und unserer Stadt ist.
Kari, herzlich Willkommen in Köln. Sollen wir das Interview auf Deutsch oder Englisch führen?
„Vielleicht ist es besser, es auf Englisch zu machen. Ich spreche ein wenig Deutsch und verstehe auch ein bisschen, aber ein Interview wäre zu viel des Guten (lacht).“
Zumal das „Berndeutsch“, welches du aus deiner Zeit in Bern (Schweiz) gelernt hast, relativ schwer zu sprechen ist.
„Das „Berndeutsch“ ist kompliziert, gerade für mich als Finnen, der Deutsch nicht als Muttersprache hat. Ich habe versucht, etwas zu lernen und kann immer noch ein bisschen sprechen, aber es war nicht leicht.“
Du hast bereits viel von der Welt gesehen, hast nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Finnland, Russland und Tschechien als Trainer gearbeitet. Nun also Deutschland, nun also die Haie. Warum?
„Ich war schon immer auf der Suche nach Herausforderungen, das war zum Beispiel auch der Grund, warum ich damals nach Russland in die KHL gegangen bin. Danach bin ich zurück nach Finnland und habe dort für das Nationalteam gearbeitet, ehe ich in die Schweiz gegangen bin. Daraufhin habe ich in Tschechien für die Nationalmannschaft gearbeitet. Ich glaube, dass mir Herausforderungen und neue Aufgaben immer guttun – damit meine ich auch die Eingewöhnung in die Stadt, in die des Landes, in die der Fans, in die der Spieler und natürlich auch in die der Liga.“
Wie nimmst du die Kölner Haie wahr?
„Trainer bei den Kölner Haien zu sein, ist eine gro
e Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Aktuell sind wir dabei, das Trainerteam zusammenzustellen. Erst wenn wir das Trainerteam zusammenhaben, können wir richtig ins Detail gehen. Ganz klar ist aber, dass wir im Trainerteam Brücken bauen müssen. Brücken für die Spieler, für die Fans und alles, was zum KEC gehört.“In einem Interview hast du einmal gesagt, dass die finnische Liga wohl die am meisten von Taktik geprägte Liga sei. Wie würdest du die deutsche Liga einordnen?
„Finnen sind Mathematiker, wenn es um Eishockey geht und von daher auch sehr gut im taktischen Bereich. Finnische Eishockeyspieler setzen die Pläne der Coaches oft sehr penibel um und halten sich an taktische Vorgaben. In Deutschland setzt sich die Liga auch aus vielen unterschiedlichen Kulturen zusammen, es gibt beispielsweise viele Kanadier oder auch Schweden, aber es kommen auch immer mehr Finnen nach Deutschland. Von daher ist die Spielweise eine andere als in Finnland, aber letztlich geht es in meiner Arbeit darum, die Spielweise zu finden, die für die Mannschaft und den Club am besten passt.“
Du hast ebenfalls gesagt, dass Eishockey der wichtigste Sport in Finnland sei – mit knapp sechs Millionen Einwohnern gehört Finnland zu den stärksten Nationen der Welt. Warum ist das so?
„Wir haben einen langen und kalten Winter (lacht). Dazu hatten und haben wir Superstars wie Jari Kurri, Teemu Selänne oder auch Saku Koivu – die Kinder schauen zu diesen Idolen und eifern ihnen nach. Das Ziel eines jeden finnischen Kinds, das Eishockey mag, ist die NHL.“
Apropos NHL, du hast selbst zwei Jahre dort gespielt. Welches Team verfolgst du am intensivsten?
„Ich war für Calgary und Edmonton aktiv, aber aktuell verfolge ich wahrscheinlich am meisten die Colorado Avalance mit den finnischen Spielern Mikko Rantanen oder Artturi Lehkonen. Die beiden kommen aus meiner Heimatstadt Turku.“
Lass uns ein bisschen auf deine Art des Coachings schauen. In einem Interview mit einem Schweizer Medium hast du einmal gesagt, dass jeder Trainer eine eigene Persönlichkeit brauche. Wie würdest du deine beschreiben?
„Das sollten besser die Spieler beantworten (lacht). Ich wei
natürlich trotzdem, wer ich bin und wie ich coache. Für mich geht es wie gesagt darum, Brücken zu bauen – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Ich muss mehr über einen Spieler wissen als beispielsweise nur die Position. Ich glaube daran, dass man heutzutage als Trainer auch auf dem Schirm haben sollte, dass man Menschen coacht und sich dementsprechend mit allen vor der Saison zusammensetzt und jeden Einzelnen als Individuum wahrnimmt.“Das klingt nach einem spannenden Ansatz.
„Es geht um Fragen wie: ‚Was geht in einem Spieler vor? Wer ist er? Hat er Familie mit Kindern, wie ist die Beziehung? Was macht er gerne in seiner Freizeit?‘ Wenn ich Antworten auf diese Fragen habe, kann ich ihm in vielen Situationen helfen. Viele Dinge passieren auf der Eisfläche, aber viele Sachen passieren auch abseits des Eises.“
Hat es dir dabei auch geholfen, viele Trainer als Spieler miterlebt zu haben?
„Ich hatte das Glück, dass ich mit einem – zu dem Zeitpunkt – der besten finnischen Trainer zusammenarbeiten durfte als ich in die erste finnische Liga kam, Kari Mäkkinen. Auch als ich nach Calgary in die NHL wechselte, hatte ich mit Bob Johnson einen sehr guten Trainer, auch wenn ich Probleme hatte, mir einen Stammplatz zu erspielen. Er war ein gro
artiges Beispiel dafür, wie man Spieler coacht und mit ihnen umgeht – da konnte ich eine Menge lernen. Ansonsten habe ich viel unter finnischen Trainern gespielt und gerade zu Zeiten der 70er und 80er war es ein bisschen härter, als es vielleicht heute ist.“Lass uns zum Schluss noch etwas auf deine Art des Coachens schauen – dir ist Vertrauen sehr wichtig, stimmt das?
„Vertrauen geht in beide Richtungen. Die Spieler müssen den Coaches vertrauen und wir müssen den Spielern vertrauen. Das passiert aber nicht einfach so von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess. Wir müssen einander kennenlernen und vor allen Dingen auch au
erhalb des Eises ins Gespräch kommen. Das ist einer der wichtigsten Punkte, die ich in meiner Trainerkarriere gelernt habe. Wenn wir ihnen vertrauen, vertrauen sie uns – es ist wie eine Brücke, über die beide Seiten gehen können. Darum geht es von Anfang an, auch hier in Köln.“Von dir stammt der Satz, dass man nicht nur nach Positionen, sondern auch nach Menschen coachst.
„Jeder Spieler hat eine Rolle, die er akzeptieren sollte. Gleichzeitig möchte ich, dass die Spieler sich engagieren und sich einbringen, wenn es darum geht, wie wir spielen. Da geht es aber auch um terminliche Absprachen, Monatsübersichten und die Zeit zwischen den Spielen. Ich plane, mich in einem Captains-Meeting mit den Spielern zusammenzusetzen und wichtige Punkte wie System oder andere Sachen durchzugehen. Da geht’s auch darum, was auf dem Eis passiert, wie es dem Team geht oder welche Themen die Kabine beschäftigt. Darauf liegt der Fokus von mir und meinem Trainerteam.“
Wir kommen langsam zum Ende des Gesprächs. Wie ist dein Eindruck und wie geht es dir als nun neuer Cheftrainer der Haie?
„Was mir auffällt, ist, dass ich um mich herum bereits viele nette Menschen kennengelernt habe. Die Stadt macht auf mich einen sehr schönen Eindruck, ich war bereits am Dom und das hat mir sehr imponiert. Das Einzige, was ich noch nicht kennengelernt habe, sind die Spieler und die Fans, aber ich freue mich sehr auf das Treffen. Generell blicke ich der Aufgabe mit sehr viel Vorfreude entgegen.“
Wie gehst du diese an?
„Kein Trainer kann versprechen oder garantieren, dass Meisterschaften gewonnen werden. Was ich aber stellvertretend für das Trainerteam versprechen kann, ist, dass wir Chancen haben, erfolgreich zu sein. Als finnischer Mathematiker habe ich immer folgende Rechnung: zehn Prozent Glück, 20 Prozent bestehen aus dem Spot in der Tabelle und Momentum, 70 Prozent sind harte Arbeit. Und daran werden wir uns zeitnah begeben.“
Und die erste Ansprache beim Saison-Eröffnungsfest können wir dann ganz vielleicht auch auf Deutsch machen?
„Bis zur Saison-Eröffnungsfeier habe ich noch etwas Zeit, um mein Deutsch zu verbessern. Also werde auch ich hart arbeiten (lacht).“
Danke, Kari.