Es ist noch nicht so lange her, da sprach Uwe Krupp nach dem dramatischen Derbysieg in Düsseldorf davon, dass Eishockey „die beste Sportart der Welt“ sei. Der 4:3-Sieg des KEC nach Verlängerung, die die Haie nach einem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand und zwei Toren in den letzten 25 Sekunden (!) erreichten, war für den erfahrenen Coach „Werbung für den Sport“. Und auch gestern betrieb diese faszinierende Sportart einmal mehr Werbung. Das Drehbuch des über 65 Minuten langen Spots? Ein unglaublicher Comeback-Sieg der Haie über Iserlohn und wunderbare Schlussminuten.
Haie-Kapitän Moritz Müller stand weit nach Spielende in der Mixed Zone und verriet erschöpft und glücklich am Mikrofon – angesprochen auf den Sieg der Haie –, dass er von diesen Spielen noch nicht „allzu viele erlebt“ habe. „Mo“ Müller, der immerhin auf sein 1.000 DEL-Spiel im Haie-Trikot zusteuert, der 2018 bei den olympischen Winterspielen mit der deutschen Nationalmannschaft Silber gewann und der an insgesamt zehn Weltmeisterschaften teilnahm. Selbst für ihn war diese Partie gegen Iserlohn eine, an die er sich noch lange erinnern wird. Doch der Reihe nach.
50 Minuten waren an diesem Dienstagabend in der LANXESS arena gespielt, da trafen die Gäste zum 3:0. Die Haie hatten bis dato noch kein Tor erzielt, scheiterten mit ihren Versuchen immer wieder am starken Goalie des IEC, Hannibal Weitzmann, und schienen die Partie gegen den NRW-Nachbarn entnervt abzugeben. Dem war aber nicht so. Mitnichten. Der KEC, der in dieser Spielzeit schon so manch Partie gedreht hatte, stemmte sich mit Herz, Leidenschaft und unbändigem Willen gegen die drohende Niederlage.
Und so entwickelte sich nach und nach eine irre Schlussphase. Jon Matsumoto traf in der 53. Minute in Überzahl zum 1:3-Anschluss. Dass Cheftrainer Uwe Krupp zu diesem Zeitpunkt bereits Torhüter Mirko Pantkowski vom Eis holte und volles Risiko ging, sprach dafür, dass der KEC noch an den Sieg glaubte. Nur zwei Minuten später, der KEC spielte jetzt wie entfesselt, setzte Brady Austin nach und traf zum 2:3. Die LANXESS arena verwandelte sich immer mehr in ein Tollhaus und man hatte das Gefühl, dass hier an diesem Abend noch etwas ganz Besonderes passieren könnte.
Und genau so kam es auch – niemand hielt es in den Schlussminuten mehr auf den Sitzen. Der Gro
teil der 10.842 Zuschauer peitschte die Haie in jedem Shift nach vorne, mit Erfolg! Der nimmermüde Jon Matsumoto verwertete einen Abpraller Weitzmanns halb im Stehen, halb im Fallen zum 3:3 (59.). Auf dem Boden liegend entwickelte sich eine Jubeltraube von sechs Haie-Akteuren, wieder hatte Krupp „Pante“ vom Eis geholt. Das Haifischbecken explodierte. Das gefährlichste PENNY DEL-Team des letzten Drittels hatte einmal mehr eindrucksvoll zurückgeschlagen und unfassbare Moral bewiesen.In der Overtime, in der kein Zuschauer mehr auf seinem Sitz sa
, entwickelte sich ein Spiel in eine Richtung. Der KEC schoss allein in der Overtime achtmal auf das Tor der Iserlohner, die dem Offensivdrang und der Leidenschaft der Haie nur noch wenig entgegensetzen zu hatten. Dennoch blieb der IEC in dieser Phase der Partie einigerma en stabil und rettete sich ins Penaltyschie en. Am Ende von packenden 65 Eishockey-Minuten sammelte der KEC sage und schreibe 68 Schüsse auf das Tor.Doch zum Eishockey gehören immer zwei Teams und da die Iserlohner sich in einem emotionalen Spiel effizient zeigten und sich ebenfalls dreimal aufs Scoreboard eintragen konnten, musste die Entscheidung also im Penaltyschie
en her.Die Haie fingen an: Andreas Thuresson traf, Pantkowski hielt, Jon Matsumoto scheiterte, Pantkowski hielt und dann war es Landon Ferraro, der Weitzmann überwand und für den fast nicht mehr für möglich gehaltenen KEC-Sieg sorgte. Doch Stopp, nicht mehr für möglich gehalten? Mo Müller sprach im Namen seiner Teamkollegen nach der Partie davon, dass die Mannschaft immer daran geglaubt habe. Uwe Krupp verteilte seiner Mannschaft auf der Pressekonferenz ein gro
es Lob, sein Team habe einen „unglaublichen Willen“ an den Tag gelegt.Es war ein magischer Abend, den die knapp 11.000 Zuschauer im Haifischbecken erlebt haben. Es ging hin und her und dieser Abend bot so ziemlich alles, was diesen Sport so besonders macht. Und wenn selbst ein Mo Müller davon spricht, diese Art von Spielen noch nicht allzu oft erlebt zu haben, dann kann man sich sicher sein, dass die Haie-Partie gegen Iserlohn Werbung für Eishockey war. Und dass die Schlussminuten dieses Duells u.a. ein Grund sind, warum wir diesen Sport so lieben.
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