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„Diesen Weg möchte ich auch unseren Torhütern mitgeben“ – Im Gespräch mit Torwarttrainer Nizze Landén

MITTWOCH, 17. JULI 2024
Nizze Landén im Einsatz der schwedischen U20-Nationalmannschaft. (Foto: Bildbyrån)

Seit über 25 Jahren arbeitet Nizze Landén bereits als Torwarttrainer und kann auf einen sehr großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Der 58-Jährige arbeitete lange Jahre mit schwedischen U-Nationalmannschaften und Proficlubs wie Frölunda Göteborg und Spartak Moskau zusammen.

Wir haben mit dem sympathischen Schweden unter anderem über seine Vorfreude auf die Aufgabe beim KEC, seine Trainingsphilosophie und die Erfahrungen im europäischen Eishockey unterhalten.

Hallo Nizze und danke für deine Zeit. In ein paar Wochen geht es für dich nach Köln. Aktuell weilst du noch in Schweden, wie sehen dort deine Tage aus?

„Ich bin aktuell noch in meiner Heimatstadt Motala, das liegt zwischen Göteborg und Stockholm. Im Moment sind die Tage ein Mix aus Arbeit und Freizeit. In der letzten Zeit hatte ich häufig Kontakt mit meinem Co-Trainer Kollegen Frederik Norrena. Wir haben viel darüber gesprochen, wie wir unser neues Videoprogramm nutzen wollen und haben dort schon einige Vorbereitungen getroffen.“

Für dich startet anschließend ein neues Abenteuer, es ist dein erster Job in Deutschland. Wie groß ist bei dir die Vorfreude auf die kommende Saison?

„Ich kann es kaum erwarten, zu einem Club wie den Haien zu kommen. Ich war schon ein paar Mal in Köln, auch für zwei Weltmeisterschaften. Das erste Mal war ich Anfang der 2000er Jahre in Deutschland. Ich habe damals für eine Computerfirma aus Schweden gearbeitet, die die Statistikprogramme während der WM betreut hat. 2017 war ich mit einem Freund zu Besuch. Jetzt freue ich mich, diese tolle Stadt mit seinen Menschen und seiner Kultur näher kennenzulernen.“

Hattest du bereits Kontakt mit unseren Torhütern? Habt ihr schon Sachen abgesprochen?

„Ja, ich hatte bereits mit allen Goalies Kontakt. Wir telefonieren regelmäßig, gerade habe ich erst mit Niklas Lunemann gesprochen. Mir ist wichtig zu wissen, was gerade bei ihnen läuft und es ist mir wichtig für sie da zu sein, wenn sie Fragen haben. Nach den ersten Gesprächen habe ich ein super Gefühl und freue mich sehr auf die Arbeit mit ihnen.“

Was ist dir beim Torhüterspiel und beim Training wichtig, worauf legst du gerne den Fokus?

„Jeder Torhüter spielt grundsätzlich sein eigenes Spiel. Ich möchte den Torhütern helfen, ihnen Werkzeuge an die Hand geben – ob sie diese dann nutzen, bleibt den Jungs überlassen. Ich zwinge niemanden, einen bestimmten Stil zu spielen, denn jeder Goalie ist verschieden und bringt andere Voraussetzungen mit. Für mich ist es wichtig, dass die Goalies ein gutes Gefühl dafür haben, was sie in einer bestimmten Situation machen müssen. Da geht es für mich oftmals auch darum, dass weniger mehr sein kann.“

Wie genau meinst du das?

„Es ist egal, wohin ich schaue, auch in der NHL – für mich machen einige Goalies einfach zu viel, bewegen sich zu viel, wollen zu viel. Sie denken, sie müssen immer an einem bestimmten Punkt sein, um einen Save zu machen, doch für mich könnten sie mehr aus ihrer Position zwischen den Pfosten heraus spielen – weniger ist in dem Fall mehr. Diesen Weg möchte ich auch unseren Torhütern mitgeben, denn das macht es ihnen etwas einfacher, da das Spiel und besonders das Torhüterspiel sehr komplex geworden ist.“

Das sind bestimmt Erfahrungen, die du in den vergangenen 25 Jahren gemacht hast.

„Ja, auf jeden Fall. Wenn du als Goalie an dem Punkt angekommen bist, dass du genau weißt, was du machen musst, aber eben auch, was du nicht machen musst, wirst du sehr ruhig und selbstbewusst, in dem was du tust. Wenn du dieses Gefühl hast, dann ist es für den Torhüter angenehmer, sein Spiel zu spielen.“

Du hast in dieser Zeit viele Spieler/Torhüter trainiert. Gibt es Spieler, an die du dich besonders erinnerst? Wenn ja, warum?

„Ich habe in den vielen Jahren viele, viele Torhüter trainiert. Ein Torhüter, der mich am meisten beeindruckt hat, war Jacob Markstörm (aktueller NHL-Goalie der New Jersey Devils, Anm., An. d. Red.) – nicht wegen seiner Technik oder seiner Paraden, sondern aufgrund seiner Einstellung. Er hat jeden Tag alles gegeben, egal wie gut oder schlecht der Tag zuvor war, wie lang die Busreise war oder was sonst so war. Aber wie gesagt, ich habe viele sehr gute Goalies trainiert, doch Jacob stach mit seiner Einstellung nochmal etwas heraus. Er hat das volle Paket.“

Du hast bereits in einigen europäischen Top-Ligen gearbeitet, unter anderem in Schweden und Russland. Gab es da Unterschiede, in der Art, wie dort gearbeitet, trainiert, gespielt wird, die du wahrgenommen hast?

„Man muss dazu sagen, dass ich sowohl in Österreich als auch in Russland mit einem schwedischen Torhüter zusammengearbeitet habe. Daher war die Arbeit und der Austausch für mich recht vertraut. Ich habe mal mit einem Torhüter zusammengearbeitet, welcher einen sehr spektakulären Stil gespielt hat. Er wollte immer die besondere Parade machen, hat dafür aber auch einfache Gegentore kassiert. Da sind wir wieder beim Thema von eben: „Weniger ist mehr“. Dies sind wir dann über das gemeinsame Jahr angegangen.“

In Deutschland hast du noch nicht gearbeitet. Hattest du dennoch schon Berührungspunkte mit dem deutschen Eishockey?

„Nein, noch nicht wirklich. Von Niklas Lunemann habe ich bei einer U-WM mal ein paar Spiele live gesehen. Aber ich habe mir schon einige Spiele aus der vergangenen Saison angeschaut – und es hat mir sehr gefallen, was ich von Tobi, Pante und Lune gesehen habe. Mein Job ist es, ihr Spiel zu verbessern – und da freue ich mich schon sehr auf die gemeinsame Arbeit.“

Vielen Dank für deine Zeit, Nizze, und bis bald hier bei uns!