Aktuell befinden sich unsere Spieler im Sommertraining und werden dort unter anderem von unserem Athletiktrainer Arne Greskowiak fit für die anstehende Saison gemacht. Worauf es beim Sommertraining ankommt, warum Eishockey in mancherlei Hinsicht nicht mit anderen Sportarten zu vergleichen ist und warum er bei Spielern unterschiedliche Reize setzt – all das und vieles mehr hat uns Arne nach einer Einheit im Schatten des RheinEnergieSTADIONS im Gespräch verraten.
Arne, wie erwischen dich hier mit ein paar Jungs im Schatten des RheinEnergieSTADIONS auf der Ostkampfbahn. Erst wurde geboxt, dann gelaufen, gerade spielen die Jungs zum Cooldown noch etwas Fu
ball. Warum ist das Sommertraining so wichtig?„Erstmal ist es wichtig zu verstehen, dass Eishockeyspieler über mehrere Monate im Sommer ‚frei’ haben – frei ist in der Hinsicht aber sehr missverständlich, denn auch wenn keine Punktspiele anstehen, ruhen die Spieler nicht, sondern bereiten sich auf die kommende Saison vor. Wir müssen die spielfreie Phase also nutzen, um die Spieler in die beste körperliche Verfassung wie möglich zu bekommen.“
Um für die Saison fit zu sein.
„So eine Eishockeysaison ist lang und eng getaktet – die Jungs haben unter der Woche mehrere Spiele und sind viel auf Reisen. Das hei
t im Umkehrschluss, dass in dieser Hochphase eigentlich wenig Zeit besteht, noch an Defiziten oder Problemen zu arbeiten, weswegen wir gerade im Sommer dranbleiben und Grundlagen legen müssen.“Sommer und Eishockey klingen erstmal nicht miteinander verwandt.
„Der klassische Eishockeyathlet arbeitet nach der Saison erstmal die Spielzeit auf und stellt sich Fragen wie: ‚Was gab es für Blessuren?‘, ‚Wo hatte ich muskuläre Probleme?‘, ‚Was möchte ich verbessern?‘ – das alles geschieht in Zusammenhang mit dem Trainerteam und natürlich auch dem Ärzteteam und den Physiotherapeuten. Da geht es dann zum Beispiel darum, sich eine kleinere Verletzung nochmal mit dem Mannschaftsarzt oder Physiotherapeuten anzusehen, bevor es dann ins Training geht. Die Aufarbeitung und Nachbereitung ist die erste Phase während eines Sommers.“
Gefolgt von der Grundlagenphase?
„In dieser geht es um das klassische Training, um Grundlagen zu schaffen – darunter versteht man Läufe, Fahrradfahren, Krafttraining mit sich steigernden Volumen und Gewichten. Da geht’s um den gesamten Bewegungsapparat, also Beine, Hüfte, Oberkörper, Bauch, Rumpf – alles. In der darauffolgenden Phase ist es dann das Ziel, die Grundlagen zu verfeinern und die Maximalkraft aufzubauen sowie athletischer zu werden. In der allerletzten Phase, kurz vor Saisonstart, versuchen wir, die Spieler auf eine Shiftlänge vorzubereiten.“
Was den Eishockeysport so besonders macht.
„In kaum einer anderen Sportart wechseln sich Be- und Entlastung so sehr ab wie im Eishockey. Unsere Spieler sind während einer Partie zwischen circa 15- und 35-mal auf dem Eis und hauen alles raus – auf der Bank gibt es dann neben den taktischen Anweisungen vor allen Dingen den klaren Auftrag, sich zu erholen, denn der nächste Shift kommt wieder. Die Spieler auf diese hochintensiven Intervalle vorzubereiten, ist ein ganz wichtiger Teil der Arbeit.“
Auf dem Eis gibt’s verschiedene Positionen mit Spielern, die unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Wenn du das auf deinen Bereich herunterbrichst – wie unterscheiden sich die Spieler dort?
„Allgemein, also im Grundlagenbereich, brauchen die Spieler alle eine ähnliche Basis, aber individuell unterscheidet sich das schon. Nehmen wir mal konkret die Nationalspieler wie Moritz Müller oder auch Tobias Ancicka, die beide nach der Saison noch bei der WM unter Belastung standen: Sie kriegen aktuell andere Trainingspläne als Spieler, die sich während der WM etwas „ausruhen“ konnten. Und ausruhen ist hier bewusst in Anführungsstriche gesetzt, weil der Job eines Eishockeyspielers rund um die Uhr ist, seinen Körper in Form zu halten. Am Ende geht’s vereinfacht gesagt darum, dass die Mannschaft zum Saisonstart fit und on point ist.“
Und bevor ihr dort hinkommt, ist es ebenfalls Teil der Arbeit, die Spieler und den jeweiligen Fitnesszustand zu analysieren.
„Das findet ebenfalls in der jetzigen Phase statt. Wir vermessen die Spieler von Kopf bis Fu
. ‚Wie gro ist der Spieler?‘, ‚Was wiegt der Spieler?‘, ‚Wie gro sind die Umfänge am Körper?‘, Wie hoch und wie weit kann der Spieler springen?‘, ‚Wieviel Kilogramm bekommt er auf der Bank gedrückt?‘ All das sind Fragen, die es vorab zu beantworten gilt, um jedem Spieler ein optimiertes Trainingsprogramm anbieten zu können. Wenn wir Krafttraining machen, bekommt Moritz Müller beispielsweise ein anderes Programm als Håkon Hänelt. Der wiederum läuft aktuell eine andere Pace als die Jungs, die nach der Saison noch für die Nationalmannschaften im Einsatz waren. All diese Komponenten müssen wir berücksichtigen – bei Mo ist das Ziel, dass er seine tollen körperlichen Voraussetzungen so lang wie möglich beibehält, bei Håkon bauen wir etwas auf und entwickeln ihn, damit er langfristig auf hohem Niveau spielen kann.“In der jetzigen Phase gibt es drei Wochen Belastung, ehe die Jungs für eine Woche „frei“ haben. Was hat es mit dem Rhythmus auf sich?
„Das berühmte Credo ‚Viel hilft viel‘ gilt nicht für den Berufssportler. Am heutigen Dienstag haben wir sehr viele Reize gesetzt und damit ist es dann für den Tag auch getan. Der Job geht nach dem Sport mit der richtigen Ernährung und einer ordentlichen Portion Schlaf schlie lich weiter, er endet nicht auf der Tartanbahn und hört daher auch nicht zuhause auf. Die Jungs müssen sich erholen, damit der Körper sich regenerieren kann. Es ist und bleibt ein Vollzeitjob, aber er kann nicht 365 Tage im Jahr durchgeführt werden. Von daher haben wir den erwähnten Rhythmus, damit die Spieler nach den drei Wochen Training erschöpft sind und nicht mehr können – der Körper braucht dann eine Pause. Mit weiteren Reizen in Form von Training würde die Leistung dann auch tatsächlich abfallen. In der Woche Pause geht es dann um Entspannung, das ist die sogenannte ‚Deload-Phase‘. Die ist vor allen Dingen auch für den Kopf wichtig. Trotzdem gibt’s auch für die Phase moderate Trainingspläne, die die Jungs super einhalten.“
Hört sich sehr spannend an. Und wenn du deinen Job bei uns zum Schluss kurz und kompakt zusammenfassen müsstest, wie würdest du es machen.
„Ich bin kein Eishockeytrainer – ich kümmere mich um die körperliche und physische Leistungsbereitschaft der Spieler. Für mich sind da vier Säulen mit dabei: die Beweglichkeit, das Regenerationsmanagement, eine vernünftige Ernährungsberatung und die Fähigkeit, dass unsere Spieler lernen, sich einen leistungsorientierten Lebensstil anzueignen. Wir Athletiktrainer im Team mit Philipp Schmitz und Laurin Müller von den Junghaien können nicht beeinflussen, wie das Spiel ausgeht, aber, wie die Spieler körperlich und mental in das Spiel gehen.“