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Interview mit KEC-Team-Manager Philippe Rasch: "Hauptsache das Handy funktioniert und das Internet läuft“

SONNTAG, 31. MAI 2020
Basti Sevastos

Er ist seit 2014 fester Bestandteil der Haie-Familie. Nach seiner Zeit als Pressesprecher kümmert sich Philippe Rasch (40) – den alle im Verein nur „Raschi“ nennen – seit vergangener Saison als Team-Manager um die Belange der Profimannschaft. Aber wie sieht sein neuer Alltag bei den Kölner Haien aus?

Philippe, Du bist seit knapp sechs Jahren beim Verein. Was hast du vorher gemacht – und wie kam die Verbindung zum KEC zustande?
Philippe Rasch: „Meine persönliche Verbindung zu den Haien besteht tatsächlich schon sehr viel länger. Zu Beginn der 1990er Jahre hat mich mein Vater mal mit in die alte Lentstraße genommen. Der Funke sprang schnell über und ich bin in dieser Zeit zum Haie-Fan geworden, war mal öfter, mal seltener bei den Spielen und habe den KEC aber seither verfolgt. Intensiver wurde das Fan-Dasein mit der Meisterschaft 1995. In den folgenden Spielzeiten habe ich mal mit und mal ohne Dauerkarte, viele viele Spiele vom Stehplatzbereich auf der Gegengeraden verfolgt und dann natürlich auch den Umzug in die Arena nach Deutz mitgemacht. Nach dem Studium an der Sporthochschule habe ich dann beim Kölnsport-Verlag als Redakteur begonnen, durfte mich von da an also sogar beruflich mit den Haien beschäftigen. Auch als der Kölnsport-Verlag dem Redaktionsbüro Wipperfürth angeschossen wurde und ich in der Folge auch vermehrt für andere Titel wie die BASKET oder BRAVO Sport eingesetzt wurde, blieb ich für Kölnsport immer der Eishockey-Mann. Seinerzeit habe ich auch Philipp Walter kennengelernt. Philipp war damals ja noch der Pressesprecher und ich habe ihn immer mit meinen Interviewanfragen genervt – bis er den Spieß einfach umgedreht hat und mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, zum KEC zu wechseln, um sein Nachfolger im Medienbereich zu werden.“

Diesen Schritt hast Du ja dann bekanntlich gewagt und warst bis einschließlich der Saison 2018/19 Pressesprecher bei den Haien. Wie kam es vor der vergangenen Saison dann zum Wechsel in den Bereich Team-Management?
„Als Pressesprecher bist Du ja bereits sehr nah am Team, gehst täglich in der Kabine ein und aus, bist auf den Reisen dabei und bei jedem Spiel mit dem Team unterwegs. Wenn man sich nicht ganz blöd anstellt, entwickelt sich über die Zeit schon eine Vertrauensbasis zu den Spielern – heißt, die Jungs kommen auch mal mit ihren Sorgen und Nöten zu dir. Wenn sie wissen, dass nicht alles auf direktem Weg beim Cheftrainer oder Geschäftsführer landet. Zudem habe ich auch als Pressesprecher sehr eng mit unserem ehemaligen Sportdirektor Mark Mahon zusammen gearbeitet, habe viele organisatorische Dinge mitgemacht und auf kurzem Dienstweg in der Kabine erledigt. Auch habe ich noch Marc „Magic“ Müller auf dieser Position erlebt. Ich hatte also schon einigen Einblick in den Bereich des Teammanagements. Vor der vergangenen Spielzeit reifte in der Organisation dann der Gedanke, eine Veränderung auf dieser Position herbeizuführen. Diesen Schritt bin ich dann gegangen.“

Haben sich Deine Erwartungen bislang erfüllt?
„Ich konnte ja vorher schon ganz gut abschätzen, was mich erwartet und ehrlich gesagt bin ich auch froh, nicht mehr in vorderster Front in der Öffentlichkeit zu stehen. Doch nach dem ersten Jahr musste ich für mich und die Organisation auch festhalten, dass diese Postion mit allem Drum und Dran in der heutigen Zeit nicht mehr von einer Person zu schaffen ist – wenn man als Club auch möglichst professionell agieren möchte. Auf der einen Seite willst Du ja den Spielern das bestmögliche Umfeld bieten – also dafür sorgen, dass es ihnen an nichts fehlt und sie sich voll auf’s Eishockeyspielen konzentrieren können. So regele ich Amtsangelegenheiten bei der Stadt, den Bezug des neuen Hauses oder der neuen Wohnung sowie die Anmeldung bei der Krankenkasse. Da kommt im Bereich „Player-Care“ schon so einiges zusammen. Dazu kommt die komplette Saisonplanung. Wie und wann reisen die Importspieler nach Köln? Wie planen wir das Trainingslager? Wie und wann reist das Team zu den Spielen? In welchen Hotels wird genächtigt? Und noch vieles mehr. Das alles passiert natürlich in enger Abstimmung mit der sportlichen Führung. Zur neuen Saison habe ich nun mit Samira El-Halwani Unterstützung bekommen. Sie kennt sich in dem Bereich aus, hat schon beim KEC auf dieser Position gearbeitet. So können wir uns ab sofort noch besser um die Belange der Mannschaft kümmern.“

Schildere uns doch bitte mal einen typischen Arbeitstag …
„Einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht, da eigentlich an jedem Tag Probleme auftauchen, mit denen man vor zwei Minuten noch nicht gerechnet hat und die man dann möglichst schnell beheben muss. Da kann auch schonmal nachts das Telefon gehen, wenn bei einem Spieler plötzlich Wasser aus der Waschmaschine ausläuft. Oder ein Spieler morgens merkt, dass sein Toyota vor der Tür gestohlen wurde und er nicht weiß, wie er es pünktlich zum Training schaffen soll. Solche Sachen kommen aus dem Nichts. Im Grunde müssen wir auf alles irgendwie Erdenkliche vorbereitet sein und dann schnell eine Lösung haben. Trotzdem passieren auch immer wieder Dinge, die man vorher niemals für möglich gehalten hätte.“

Was sind denn so die typischen Dinge, mit denen Dich die Spieler manchmal „überraschen“?
„Dass es ein Spieler schafft, sich innerhalb einer Woche drei Mal auszuschließen, obwohl er mittlerweile alle Schlüsselpaare seiner Wohnung hatte, war schon speziell. Auch das korrekte Abstellen des Autos macht hin und wieder Probleme. Meistens kann ich die Diebstahl-Vermutung mit einem Anruf beim Abschleppdienst schnell entkräften. Viel mehr möchte ich gar nicht verraten.“

Magst du denn verraten, was bislang Dein kuriosester Einsatz war?
„Das war noch zu meiner Zeit als Pressesprecher. Bei Flugreisen habe ich mich damals schon mit darum gekümmert, dass die Jungs alle ihre Boardkarten bekommen und am Flughafen möglichst nicht verloren gehen. In Berlin-Tegel haben wir dann aber mal einen Spieler vermisst. Er war auch per Handy nicht zu erreichen, bis er kurz vor der Schließung des Gates doch noch zu uns fand. Seine Erklärung: Er wäre auf Toilette gewesen, habe die Gruppe verloren und dann eineinhalb Stunden das richtige Gate gesucht, bis ihm aufgefallen sei, das 23C nicht das Gate sondern sein Sitzplatz war (lacht). Wenn dir auf Reisen ein Spieler abhanden kommt, fängst du schon an, zu schwitzen.“

Die Saison ist ja bereits seit Anfang März beendet. Liegst Du seither in der Sonne und spielst mit Deinem Hund Lupo?
„Mit dem diesmal leider viel zu frühen Saisonende, endet für uns die Arbeit ja nicht. Die Importspieler wollen mit ihren Familien wieder nach Hause in ihre Heimatländer. Das muss organisiert werden. Mit Spielern, die nicht mehr zu uns zurückkehren, müssen Wohnungs- und Autoübergaben durchgeführt, und Amtsangelegenheiten erledigt werden. Dann muss mit der sportlichen Leitung das Sommertraining geplant werden. Auch die Reiseplanung der neuen Spielzeit frisst viel Zeit – Hotels suchen, Angeboten einholen und verhandeln. Außerdem steht der Kontakt mit Neuzugängen schnell an. Wo bringen wir die neuen Spieler unter? Wie groß sind deren Familien? Wie viele Hunde bringen sie mit? Passen die freigewordenen Mietobjekt auch zu den Neuzugängen – oder müssen wir alte Objekte kündigen und neue anmieten? Das alles muss am besten schon zeitig stehen, sonst wird man irgendwann überrollt. Klar, aktuell sitze ich, wie der Großteil der Geschäftsstelle, aufgrund der Corona-Krise immer noch im Homeoffice und Lupo genießt die Zeit, die er dann im Garten spielen kann. Doch von wo ich arbeite, spielt bei diesem Job eigentlich auch gar keine große Rolle – Hauptsache, das Handy funktioniert und das Internet läuft.“

Welche großen Herausforderungen erwarten Dich in den kommenden Wochen?
„Die Planung der neuen Saison ist natürlich aufgrund der aktuellen Situation nicht einfach. Eigentlich stand die Planung schon lange – und dann kam Corona. Heißt: Die Reiseplanung war schon abgeschlossen, könnte aber jetzt aber natürlich komplett über den Haufen geworfen werden. Dann können wir – zumindest was dieses Thema angeht – wieder ganz von vorne anfangen. Auch ist noch nicht abzusehen, wie und wann wir unsere Importspieler wieder einfliegen können und welche möglichen Quarantäne-Auflagen die Jungs und deren Familien dann erwartet. Zur Zeit schaue ich viel in die berühmte Glaskugel.“

Die vergangene Saison stand ja sportlich unter keinem guten Stern. Gab es dennoch ein „Hailight“, an das Du Dich rückblickend besonders gern erinnerst?
„Sportlich gab es ja leider tatsächlich wenig, an das man sich erinnern möchte. Emotional bleibt für uns alle wahrscheinlich das Comeback von Marcel Müller und sein erstes Tor nach 17 Monaten Verletzungspause im Gedächtnis. Wenn man so nah an den Spielern dran ist und weiß, wie sich Malla trotz aller Widrigkeiten zurückkgekämpft hat und die Arena dann förmlich explodiert, ist das schon etwas ganz Besonderes. Highlights für mich persönlich sind aber auch Situationen, in denen ich merke, dass die Jungs aufrichtig Dankbar sind. Da merkt man dann, warum man diesen Job eigentlich macht.“

Und was würdest Du als Team-Manager mit dem KEC gerne noch erleben?
„Natürlich strebe auch ich nach maximalem sportlichen Erfolg. Dafür arbeiten wir ja alle im Profisport. Als Fan durfte ich das bereits erleben – das Ganze von der anderen Seite mitzumachen, reizt mich ohne Zweifel sehr.“