Am 20. Juni 1993 absolvierte ein gewisser Mirko Lüdemann sein erstes offizielles Training als Kölner Hai. 30 Jahre später ist „Lüde“ nicht nur Rekordspieler des KEC und der PENNY DEL, sondern ein nicht mehr wegzudenkender Teil des KEC. Seit sieben Jahren arbeitet „Lüde“ nun in der Geschäftsstelle an der Gummersbacher Stra
e und blickt auf intensive, schöne und abwechslungsreiche 30 Jahre bei den Haien zurück. Im Gespräch nimmt Euch „Lüde“ mit auf eine besondere Reise.Die gesamte Haie-Familie gratuliert Mirko Lüdemann recht herzlich zu diesem besonderen Jubiläum!
Mirko, kannst Du Dich noch an Deinen ersten Tag beim KEC erinnern?
Das Witzige ist, dass ich schon vor dem 20. Juni 1993 in Köln war. Im April bin ich aus Kanada nach Köln gekommen, hatte zu der Zeit aber noch keinen Vertrag. Ich habe bis Mitte Mai dann hier mit einigen Jungs trainiert und sozusagen Probetraining gehabt. Zu dem Zeitpunkt gab es schon Gespräche, aber den Vertrag habe ich erst ein paar Wochen später unterschrieben. Trotzdem wollte der KEC die Wochen nutzen, um zu sehen, ob ich denn geeignet wäre.
Was anscheinend gut geklappt hat.
Am 20. Juni war dann der offizielle Trainingsstart. Damals waren sehr gestandene Spieler wie Thomas Brandl, Helmut Steiger oder auch Miro Sikora im Kader – für mich als Neuling war das schon spannend. Ich habe erstmal geschaut, was hier so los ist. Die Jungs wurden in der Saison zuvor Vizemeister, hatten das Finale gegen Düsseldorf verloren, von daher bin ich in eine sehr gestandene Truppe hereingerutscht.
Wie waren die ersten Tage?
Anstrengend. Unser Trainer Wladimir Wassiljew hat uns die ersten Wochen quer durch den Park gescheucht. Das war sehr aufregend, aber mit der Zeit hat sich die Aufregung dann mehr und mehr gelegt.
Für Dich war Köln ja auch Neuland.
Absolut. Ich bin in Wei
wasser gro geworden und spielte vor meiner Zeit in Köln im kanadischen Fort McMurray – das sind nicht unbedingt die Gro städte. Im Gegensatz zu Köln. Im letzten Jahr in Kanada habe ich dann überlegt, wie es für mich weitergeht. Köln und ich waren in Gesprächen, aber bevor ich nach Köln gekommen bin, war ich kurz in der Heimat für ein paar Wochen. Auch, um mir Rat von der Familie zu holen. Als ich dann im April nach Köln bin, war zunächst alles Neu für mich. Das war sehr aufregend – ich habe mich dort noch um alles selbst gekümmert, Wohnung, Auto, und alles, was dazu gehört.Du hast es aber gut gemeistert.
Auch dank der Hilfe der Kollegen, die immer ein Ohr hatten. Trotzdem gehörte die Stra
enkarte Kölns damals beispielsweise zu einem meiner besten Freunde. Mit 19 Jahren dann wieder von zuhause weg und so richtig auf sich allein gestellt zu sein, war schon etwas anderes.Die Stra
enkarte kannst Du mittlerweile getrost weglassen. Seit 30 Jahren ist Köln Dein Zuhause, hättest Du das damals gedacht?Zum damaligen Zeitpunkt war damit nicht zu rechnen. Ich wusste nicht, wie das Profileben aussieht. Wie lange ich das machen würde und auch, ob der Verein dann immer auf mich setzt oder mal andere Vereine anfragen, das konnte ich nicht wissen. Zum Anfang gab’s hier in Köln ja etwas Kuddelmuddel, sodass ich dachte: „Mist, wo bin ich denn hier gelandet?“ Danach sind wir in ruhige Fahrwasser geraten und konnten zusammen etwas aufbauen.
Was sind Deiner Meinung nach die grundlegendsten und auffälligsten Dinge, die sich seitdem in 30 Jahren Eishockey geändert haben?
Da habe ich ein gutes Beispiel: Früher, also 1993, haben in der Mannschaft vielleicht drei oder vier Spieler nicht geraucht. Heute ist das völlig anders. In der Hinsicht ist der Sport deutlich professioneller geworden. Ich kann das ja guten Gewissens erzählen (lacht): Früher waren wir auch unter der Woche häufig unterwegs und wer da mal nicht zu einem Event mitgekommen ist, der musste durchaus auch mal Strafe zahlen. Das Umfeld im Verein an sich ist auch grö
er und breiter geworden. Als ich anfing, für die Haie zu spielen, waren nur ein paar Leute auf der Geschäftsstelle. Heute haben wir deutlich mehr Mitarbeiter. Viele Sachen gab’s damals einfach nicht.DIE GALERIE ZUM 30-JÄHRIGEN DIENSTJUBILÄUM
Internet und Social Media zum Beispiel.
Dafür hatten wir von der Presse gefühlt immer Druck – wenn wir zwei- oder dreimal hintereinander verloren haben, waren wir gleich in einer gro
en Krise. Mit dem Druck konnten wir aber vernünftig umgehen und haben es geschafft, uns aus solchen Phasen herauszuziehen. Ich kann auf zwei Meisterschaften zurückblicken, was mich sehr froh macht.War der Schritt vom Eis hoch an den Schreibtisch denn einigerma
en einfach für Dich oder hattest Du hier und da immer mal wieder Hummeln im Hintern?Nachdem ich den Schlussstrich gezogen hatte, war das schon erstmal ein Gewöhnungsprozess. Allein von den Arbeitszeiten. Als Profi habe ich beispielsweise oft von 8 bis 13 Uhr trainiert und bin danach erschöpft nach Hause. Gerade zu Beginn meiner Zeit auf der Geschäftsstelle hat sich mein Körper zwischen 13 und 14 Uhr gemeldet und nett nachgefragt, wann es denn nach Hause ginge. Die normalen Bürozeiten von 9 bis 17 Uhr haben den Körper zunächst schon etwas überfordert, aber das ist völlig normal.
Wie oft stehst Du aktuell selbst noch auf dem Eis?
Gar nicht mehr zu oft. Jeden zweiten Mittwoch haben wir mit Partnern des BISSness Clubs morgens eine Einheit, die ich leite. Ein paar Mal im Jahr bin ich mit einer Hockeytruppe in Wiehl, in der auch einige ehemalige Teamkollegen spielen. Das ist schön, aber viel mehr ist es dann auch nicht. Schlie
lich habe ich einen Job bei den Haien und wie ihr alle wisst, ist in der Saison ordentlich Tempo drin. Die Eiszeit in Wiehl ist in der Regel immer auf einen Freitagabend und wenn wir da ein Heimspiel mit dem KEC haben, geht der Job vor.Wie oft wirst Du auf der Stra
e noch angesprochen?Auf der Stra
e eigentlich eher weniger, auf Festen umso öfter. Ich kann mich aber an eine witzige Situation vor zwei Tagen erinnern.Erzähl.
Ich war am Sonntag bei dem 40-jährigen Jubiläum von Paveier – dort wollte ich mir etwas zu essen holen, bis mich der Koch auf einmal entgeistert ansprach und sehr nett um ein Foto fragte. Das war sehr schön und ich habe das natürlich gerne gemacht. Ansonsten ist es gar nicht so viel, wie man vielleicht glaubt. Ich denke, dass das auch mit der Eishockey-Ausrüstung zu tun hat und hatte, da man darunter ja eigentlich gar nicht so gut zu sehen ist (lacht).
Als Du diese 2016 endgültig an den Nagel gehangen hast, gab’s von den Haien eine Reise auf die Malediven geschenkt.
Der Urlaub war sehr schön und ein absolutes Highlight. Meine Familie und ich haben uns sehr gefreut, die Malediven mal zu bereisen, weil es wahrscheinlich sonst nicht ganz oben auf unserer Liste gestanden hätte. Wir hatten dort eine sehr schöne Zeit und die Geste der Haie wussten wir sehr zu schätzen. Trotzdem müssten wir jetzt nicht unbedingt nochmal dahin, da ständen andere Länder aktuell dann doch weiter oben in der Liste.
Wie zum Beispiel?
Japan. Ich war 1998 zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft in Nagano, was sehr schön war, aber wir haben damals natürlich nicht ganz so viel vom Land mitbekommen. Trotzdem habe ich schnell gemerkt, dass das Land sehr faszinierend ist. Wenn’s also die Möglichkeit gäbe, würde ich mir das zusammen mit der Familie nochmal gerne angucken. Vergangenes Jahr waren wir in Indonesien auf Bali mit der Familie. Auf Reisen macht man sehr viele wertvolle Erfahrungen. Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Sprachen und Lebensweisen eröffnen dann einfach nochmal neue Blicke auf Dinge und bereichert die Persönlichkeit.
Dieses Jahr wirst Du 50 und feierst auch dein 30-jähriges Jubiläum. Was wünscht Du Dir für die kommenden Monate, privat, aber eben auch für die Haie?
Für mich: Gesundheit. Für die Haie: Eine Meisterschaft, da die letzte ja doch eine Weile zurückliegt. Es wäre schön, wenn wir wieder ganz oben stehen würden. Nicht nur für die Spieler und den Verein, sondern vor allen Dingen auch für die Fans, die uns seitdem ich den Verein kenne, immer unterstützen und in jeder Phase an unserer Seite stehen. Das ist sehr besonders und ich glaube, dass eine da viel zurückgeben kann.