Seit 1993 ist der Name Mirko Lüdemann (46) untrennbar mit den Kölner Haien verbunden. Nach 23 Profijahren und 1.197 Pflichtspielen für den KEC wechselte „Lüde“ 2016 in die Geschäftsstelle des Vereins. Dort ist der gebürtige Wei
wasserer im Vertrieb u.a. für die Akquise und Betreuung von Sponsoren zuständig. Aber: Was hat er aus seiner aktiven Profilaufbahn für den neuen Job mitnehmen können – und wie sieht seine tägliche Arbeit aus?Mirko, nach dem Halbfinal-Aus gegen Red Bull München hast du 2016 Schlittschuhe und Schläger gegen Schreibtisch und Computer eingetauscht. Erzähl doch mal, wie der Wechsel vom Eis in die Geschäftsstelle des KEC damals vonstatten ging.
Mirko Lüdemann: „Es gab schon während der letzten Monate meiner aktiven Laufbahn erste Gespräche darüber, wie man mich künftig in den Verein einbinden kann. Eigentlich war ich zunächst für den Bereich Marketing und Jugendkoordination eingeplant. Aber ein ganz konkretes Stellenprofil gab’s noch nicht. Dann stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass ich im Vertrieb vielleicht besser aufgehoben bin. Der Name Lüdemann ist ja dem ein oder anderen im Eishockey geläufig, sodass sich bei mir vielleicht ein paar Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden.“
Konntest Du Dich denn gewissenhaft auf Deine neue Aufgabe vorbereiten?
„Der Übergang war flie end. Nach der Saison hatte ich noch einen Monat frei, ehe ich dann im Mai auf der Geschäftsstelle vor der Tür stand. Eine gro e Vorbereitung war also nicht möglich. Ich bin gewisserma en ins kalte Wasser geworfen worden.“
Und wie waren dann die ersten Wochen?
„Ungewohnt! Die erste Zeit war für mich schon schwierig. Ich war ja 23 Jahre lang als Profi einen ganz anderen Tagesablauf gewohnt. Nach dem Vormittagstraining und der Pflege bei den Physios war der Arbeitstag für mich normalerweise bereits mit dem Mittagessen beendet. Auf einmal musste ich wirklich arbeiten (lacht). So richtig acht Stunden am Tag. Auch inhaltlich musste ich mich in die neue Aufgabe erstmal reinfuchsen. Vieles war anfangs ‚learning by doing’. Aber das Ganze hat – auch Dank der Unterstützung meiner Kollegen – dann doch ganz gut geklappt.“
Erzähl uns doch mal, wie Dein Arbeitsalltag im Vertrieb genau aussieht.
„In der Vorbereitung auf eine Saison liegt der Schwerpunkt vor allem in der Sponsoren-Akquise. Da geht es dann darum, neue passende Partner für den Club zu gewinnen. Uns ist dabei besonders wichtig, dass beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren. Nur so kann eine Partnerschaft auf lange Sicht funktionieren. Dabei versuchen wir Wege zu finden, wie wir die Partner möglichst effektiv einbinden können. Immer mit dem Ziel, ihnen im Umfeld des Clubs eine gute Präsenz zu verleihen. Während der Saison bin ich dann vor allem für die Partnerbetreuung zuständig. Da geht es dann auch darum, die Begeisterung für Eishockey und die Kölner Haie zu transportieren.“
Das dürfte Dir als ehemaliger Profi und KEC-Rekordspieler nicht besonders schwer fallen …
„Das stimmt. Aber nicht nur bei der Betreuung von Kunden ist meine KEC-Vergangenheit von Vorteil. Gerade in der Kaltakquise – wenn du also bei Unternehmen anruft, die die Kölner Haie vielleicht noch nicht so kennen – kann das sehr hilfreich sein. Da kann ich ein bisschen was über den Club und meine eigenen Erfahrungen als Spieler erzählen. Das erleichtert einem manchmal den Einstieg in ein Gespräch und kann so ein erster Türöffner sein. Aber klar ist auch: Danach musst du trotzdem liefern!“
Gutes Stichwort: Welche Eigenschaften – die Dich auch schon als Spieler ausgezeichnet haben – helfen Dir heute bei Deiner Arbeit?
„Da fällt mir als erstes Beharrlichkeit ein! Wenn man die Leute nicht erreicht oder nicht gleich zum Erfolg kommt, musst du dran bleiben. Nochmal einen neuen Ansatz finden, wie du den potenziellen Kunden vielleicht doch für eine Partnerschaft gewinnen kannst. Diese Beharrlichkeit hat mich ja auch schon als Spieler immer ausgezeichnet.“
Gibt es einen Trick bei der Akquise, den Du gerne anwendest und den Du uns verraten magst?
„Einen Trick gibt es nicht. Ich gehe offen mit den Menschen um und akzeptiere auch, wenn auf der anderen Seite kein Interesse vorhanden ist. Als ehemaliger Leistungssportler muss man auch mit Niederlagen umgehen können. Aber sobald auf der anderen Seite nur ein Fünkchen Interesse da ist, bleibe ich hartnäckig, bis der Vertrag unter Dach und Fach ist.“
Vermisst Du nicht manchmal die guten alten Zeiten als Profi?
„Nein, ich habe mich doch recht schnell an meinen neuen Job gewöhnt. Genau wie ich früher auf dem Eis alles für die Haie geben habe, versuche ich es heute bei meiner neuen Tätigkeit auch. So viel hat sich aus meiner Perspektive also gar nicht geändert – und mir machen beide Aufgaben unheimlich viel Spa . Auch wenn uns alle die aktuelle Situation mit der Corona-Pandemie nochmal vor ganz neue Herausforderungen stellt.“
Einmal Hai – immer Hai: Reizt es dich nicht, irgendwann auch mal was anderes zu sehen?
„Eigentlich nicht. Wir haben hier ein echt gutes Fundament bei den Haien. Ganz wichtig für mich: Hier wei ich genau, worüber ich spreche. Zudem habe ich mir über all die Jahre – auch als Spieler – ein ganz enges Netzwerk aufgebaut. Anderswo müsste ich nochmal ganz neu anfangen. Mikro Lüdemann und die Kölner Haie – das passt einfach.“
Foto: Kölner Haie