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Titel-Hattrick vor genau 35 Jahren - Rückblick auf einen besonderen Tag

DONNERSTAG, 06. APRIL 2023
Titel-Hattrick: Der KEC feiert im April 1988 seine dritte Deutsche Meisterschaft in Folge.

Am 06. April 1988 wurde der KEC um Kapitän Udo Kießling, Torhüter Helmut de Raaf und einem gewissen Thomas Brandl Deutscher Eishockeymeister. In einer packenden Finalserie gegen den Sportbund DJK Rosenheim behielt die Mannschaft von Cheftrainer Hardy Nilsson die Nerven und sicherte sich durch einen Sieg im entscheidenden Spiel 5 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Es war nicht nur der dritte in Folge, weswegen häufig vom Titel-Hattrick gesprochen wird, sondern nach 1984, 1986 und 1987 auch die vierte Deutsche Meisterschaft aus den vergangenen fünf Jahren. Grund für uns, nochmal auf die Finalserie gegen Rosenheim zu schauen.

Als Tabellenzweiter der Hauptrunde ging der KEC in die Play-Offs und zunächst lief es wie geschmiert. Drei Siege gegen die Frankfurter Eintracht im Viertelfinale und im anschließenden Halbfinale gegen den letztjährigen Finalgegner Mannheim ließen Kießling, Truntschka & Co. vom dritten Titel in Folge träumen. Mit dem 6:2 in Spiel 3 gegen Mannheim hatte der KEC nicht nur zum dritten Mal in Serie das Finale erreicht, sondern dabei auch den 20. (!) Playoff-Sieg hintereinander geholt.

Dass das Finale gegen Rosenheim allerdings alles andere als einfach werden würde, mussten die Haie gleich in Spiel 1 einigermaßen schmerzhaft erfahren. Statt des 21. Playoff-Triumphes in Folge setzte es eine 1:2-Niederlage zum Auftakt, die durchaus hätte höher ausfallen können. De Raaf im Kölner Tor machte allerdings ein überragendes Spiel und verhinderte eine höhere Niederlage.

Zwei Tage später glich der KEC in der heimischen Lentstraße zum 1:1 in der Serie aus – 4:2 hieß es am Ende. Die wichtigen Tore in Spiel 2 erzielten die Haie in den – wie es so schön heißt – psychologisch wichtigen Momenten: das 2:0 durch Helmut Steiger fiel sechs Sekunden vor Ende des ersten Drittels, das 3:0 durch Miro Sikora 30 Sekunden vor der zweiten Pause. Passend dazu erzielte Gerd Truntschka das 4:1 in der vorletzten Minute.

Das emotionale und intensiv geführte Spiel sollte die Weichen für die weitere Serie legen. Beide Teams schenkten sich nichts, gifteten sich immer wieder an, verbreiteten über die Medien Stimmung und fingen sich in den darauffolgenden Partien massenweise Strafminuten ein.

Spiel 3 ging an einem Ostersamstag mit 6:0 an Rosenheim, der KEC glich abermals zuhause – nur zwei Tage später – mit einem knüppelhart erkämpften 5:2 in der Lentstraße zum 2:2 aus. Kurios: Der Unparteiische hatte – wie sollte es anders sein – an besagtem Ostermontag reichlich zu tun: vor dem Ablauf der ersten Spielminute standen bereits 16 Strafminuten auf dem Spielberichtsbogen, vier davon mit der Anfangszeit 0:00. Wie das kam?

Rosenheims Verteidiger Rainer Blum war der Meinung, dass seinem Team zu wenig Pucks beim Warmlaufen zur Verfügung stünden, also besorgte er sich welche in der Kölner Hälfte – sehr zum Missfallen von KEC-Akteur Dieter Hegen. So gerieten die beiden Nationalspieler nicht unbedingt in freundschaftlicher Absicht aneinander. Der Unparteiische ahndete die Aktion mit jeweils zwei Strafminuten gegen die Streithähne.

Es folgte also anfangs erwähnter 06. April 1988 und Spiel 5, welches eine Entscheidung hervorbringen sollte. In Rosenheim waren die Festzelte schon aufgebaut, die Halle war proppenvoll – über 8.000 alles andere als dem KEC gegenüber freundlich gestimmte Zuschauer wollten die Rosenheimer siegen sehen – doch die Haie sollten an diesem Mittwoch ihren Titel-Hattrick tatsächlich perfekt machen. Nach Ron Fischers 0:1 in der 35. Minute glich Haie-Kapitän Kießling bereits wenige Sekunden später zum 1:1 aus, der absolute Nervenkrimi folgte aber erst noch.

Udo Schmids cleverer Konter zum 2:1 in der 52. Minute traf den SBR tief ins Mark, Doug Berry (57.) und Didi Hegen (60.) knockten die Gastgeber endgültig aus. Natürlich floss jetzt der Champagner in Strömen, auch bei der nächtlichen Meisterfete im „Waltershof“ am Tegernsee. „Die schönste Feier überhaupt“, jubilierte Gerd Truntschka, der im Tarzan- Kostüm durchs Stadlgebälk hangelte – und dabei noch eine brennende Zigarre jonglierte.

Im Quartier in Rottach-Egern begannen die Meisterschaftsfeiern, die am nächsten Tag mit einem begeisternden Empfang im Kölner Rathaus ihren Höhepunkt hatten. 

ZUR MEISTERMANNSCHAFT GEHÖRTEN

Tom Thornbury, Dieter Hegen, Peter Romberg, René Ledock, Thomas Gröger, Holger Meitinger,Helmut de Raaf, Helmut Steiger, Thomas Brandl, Ernst Köpf, , Gerd Truntschka, Udo Schmid, Andreas Pokorny, Markus Beeck, Robert Sterflinger, Udo Kießling, Doug Berry, Miro Sikora, Werner Kühn und Roger Nicholas sowie Cheftrainer Hardy Nilsson, Betreuer Willi Kühlem, Physiotherapeut Rolf Remmel, Mannschaftsarzt Dr. Thomas Franken und Materialwart Lothar Zimmer.